Donnerstag, 29. Juni 2017

Fliegen ist schön?

Heut gibt's keine Bilder, weil man keinen Baufortschritt sehen kann. Und die Aussicht hat sich auch nicht verändert. Die Beleuchtung schwankt allerdings alle viertel Stunde.
Es ist nass draußen, als die Jungs kurz nach 8 aufbrechen. Sie bauen heute die letzen 4 Fundamente, dann muss alles trocknen. Ich komme etwas später nach und kann natürlich wieder nichts weiter tun, als im Weg rumstehen. Sehr bald wird der Regen stärker und schließlich schüttet es richtig. Ich verziehe mich in's warme und trockene Auto, die Jungs ziehen die Regenklamotten an und machen tapfer weiter. Am späten Vorrmittag ist Schicht im Schacht und die Beiden verziehen sich. Ich bleibe, sitze im Auto, warte...

Gegen Mittag wird das Wetter besser, da kann ich mich mal raustrauen. Ich mach mich nochmal mit verbessertem GPS und einer neuen Internetadresse (da findet man alle norwegischen Grenzverläufe mit Koordinaten!) auf die Suche nach den Grenzmarkierungen. Die erste Ecke (beim Telefonmast) ist ja weithin sichtbar und wohlbekannt. Die zweite Ecke, auch auf dem Berg muss ich ein wenig suchen. Ich war kürzlich schon mal hier oben, hab aber nichts gefunden. Viel weiter westlich als gedacht finde ich die Markierung dann tatsächlich, gut versteckt zwischen Moos und Blaubeersträuchern. Dann geht's wieder runter vom Berg; ich suche und finde Ecke 3 ebenfalls ein ganzes Stück weiter westlich als vermutet auf der anderen Seite des Grabens. Dann gehört der Graben ja noch mir?! Nummer 4 suche ich weiterhin vergebens...

Noch während ich suche, taucht Kjetil auf und holt seine gestern angepinselten Schilder ab. Ich verwickle ihn natürlich wieder in ein Gespräch: ja, diese Grenzmarkierung ist verschwunden, aber er weiß genau, wo sie war - ca. 1 m von meinem Briefkasten entfernt.
Kjetil ist ein passionierter Taucher, seine Tauchausrüstung hat er mir gestern schon gezeigt. Heute erzählt er mir, daß der praktisch schon den ganzen Fjord ertaucht hat. Von unserer Seite aus ist der Fjord ziemlich flach, bis etwa 30 m Tiefe. Erst ab der Fjordmitte (ca. 2 km von hier) gibt es einen ca. 130 m tiefen Graben, der auf der südlichen Fjordseite bis nahe ans Ufer reicht. Die Fische stehen immer an der Grabenkante, weswegen  "die (doofen) Touristen hier vergeblich mit dem Boot rausfahren".
 Dann fragt er mich, ob wir die Fundamente gut im Boden verankert haben? Nein, die Grundsteine sind auf den blanken Fels aufgesetzt. Oh je, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie stark und eisig die Stürme hier werden können. Der Wind sammelt sich unter dem Haus und bläst es einfach weg - droht er mir. Es gibt noch eine Alternative - ich kann die Terasse ringsum ganz dicht schließen, damit der Wind nicht reinkann. Ich glaube, ich muss mir eine gute Sturmversicherung zulegen. Hoffentlich lernen wir nicht fliegen!
Ragnar hat behauptet, es würde hier kaum unter 0 Grad? Kjetil schüttelt nur den Kopf. Die Stürme bringen Temperaturen bis -40 Grad mit sich; sie kommen entweder vom offen Atlantik oder aus dem kalten Russland. Mir wird schon ein wenig Angst vor meinem ersten Winterurlaub hier....

Jetzt ist es richtig warm geworden - es ist Sommer!!! Das Wetter lädt zum draußen sein ein. Schnaken? Ja, anscheinend gibt es die, aber die sind unsicht- und unhörbar. Ich stelle das nur anhand meiner zerbissenen Arme fest. Ich beschließe, die Baustelle etwas umzuräumen und mir auch etwas Platz zu gönnen. Ich suche mir einen brauchbaren Platz am Rand für meine Säge und baue mir aus übrigen Paletten ein kleines Podest dafür. Die Säge selbst ist ja noch im Anhänger. Um sie auszuladen, muss ich den Hänger abstützen und umräumen, bis ich an die Maschine rankomme. Leicht ist sie auch nicht, aber mit Hebelgesetz und Sackkarren bekomme ich sie tatsächlich nach oben und auf ihren Unterbau. Schwierig ist noch der Umzug des schweren Werkzeugwagens, aber die Sackkare (20 €) ist auch hier hilfreich. Und es stört oder beobachtet mich ja keiner.

Zu guter Letzt möchte ich auch mal den Angelplatz ausprobieren, Köder habe ich ja einige. Es sind schon Angler da, die auch immer wieder was fangen. Nur ich - ich werde wohl nie ein gscheiter Norweger -  ich verliere wieder einen Köder nach dem anderen. Was mach ich nur falsch....? Nach 3 Verlusten gebe ich für heute auf. Auf dem Rückweg komme ich am Müllplatz vorbei und frage gleich nach den Öffnungszeiten, irgendwann muss ich ja den Bauschutt auch entsorgen.

Die Sonne scheint hell von Nord-Westen ins Wohnzimmer, als ich den Blog schreibe und den Tag beende. Ach - und es gibt doch Bilder:

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