Mittwoch, 26. Juli 2017

Verpeilt

Eigentlich wollte ich gleiuch morgens einige dringende Internetsachen erledigen, aber da ich noch nicht richtig wach war, beschloss ich, zuerst "schnell" die Regenleisten zu montieren. Das war dann doch ziemlich aufwendig und hat sich unerwartet lange hingezogen. Und weil ich grade so schön im flow war, habe ich mir mal angeschaut, wie ich die Rampe bauen könnte. Die Rampe - statt Treppe - die mich zu meinem Haus hochführen soll; bislang klettere ich ja noch über die nackten Felsen. Wie das so ist, ist beim "schauen" schon gleich was geschraubt worden und dann war ich mitten drin im Rampenbau. Bevor ich allerdings die Rampe mit den passenden Brettern belegen kann, muss ich das Terassengeländer bauen. Warum? Weil ich für Geländer und Rampe die gleichen Bretter nehme und die Rampe aus Abfall gebaut wird, während ich für das Geländer möglichst lange Bretter benötige. Also wandere ich zum Geländer. Eigentlich hatte ich dafür extra Bretter gekauft, nun stelle ich fest, daß Mait und Tauno diese als Boden für das provisorische Gerüst genützt haben. Jetzt sind sie dreckig und voller Farbe, eigentlich nicht mehr als Geländer geeignet. Ein paar Bretter waren noch nicht ausgepackt, mit denen fange ich schon mal an. Ich muss ein wenig tricksen um nicht zu viel Abfall zu bekommen und das Ganze fühlt sich noch etwas wackelig an, aber das wird schon noch. Eigentlich will ich ja gar kein Geländer, aber es ist Vorschrift und ohne dieses bekomme ich keine Wohnerlaubnis. Ich erinnere mich, daß ich in Norwegen fast kein Fjordbild ohne Streifen, d.h. ohne Stromleitung, machen konnte. Hier hätte ich störungsfreien Ausblick auf's Meer und nun muss ich dieses doofe Geländer mittenrein bauen, das mit den Ausblick zerstört. Na ja, mal sehen, wann es zufällig vielleicht vom Winde verweht wird....
Zwischendrin schaut Björn mal vorbei und fragt, ob er die Hütte auch mal von innen sehen dürfte? Natürlich! Haben wir das bisher versäumt? Er schaut sich alles (auch mein Werkzeug) ganz genau an und ist voller Bewunderung über die schöne Hütte. Aus dem Munde eines Fachmanns (Zimmermann) freut mich das sehr! Ja, "wer weiß, wofür es gut ist" hatte letztes Jahr meine Freundin Astrid gesagt, als ich die Hütte in Sjøvegan zurückgeben musste. Ich weiß jetzt, wofür es gut war! Dieser Platz und diese Hütte sind wirklich das Beste. Nur hier an diesem Oft, keine hundert Meter weiter östlich oder westlich, nur hier springen die Forellen im Meer und nur hier ist im Winter der Schnee lange nicht so tief wie um die Ecke. Wie bin ich nur zu diesem phantastischen Platz gekommen?!
Obwohl ich heute morgen schnell die Außenarbeiten erledigen wollte, weil das andere Ufer in Wolken versteckt war und es aus Narvik rabenschwarz herüberdrohte, hat sich die Sonne durchgekämpft und es wurde wieder ein herrlich sonniger und heißer Sommertag.

Ragnar soll zum Essen kommen, ruft Eva. Ach, es ist schon 4 Uhr nachmittags? Hab ich total verpeilt!!! Habe den ganzen Tag durchgezogen, ohne zu merken, wie die Zeit vergeht. Eigentlich hätte ich den Boden schleifen wollen, aber das wird heute nichts mehr.... Um 19 Uhr soll ich ja zu Eva und Ragnar. Also mache ich mir auch noch schnell ein Mittagessen - das droht aber zu scheitern, denn der "aufdringliche" Arne treibt sich wieder hier herum und kommt gleich hoch auf die Terrasse. Am besten ignoriere ich ihn einfach, dann geht er hoffentlich bald wieder.

Weinabend bei Nachbars: Eva het eine wunderbare Käseplatte und verschiedene Sorten Cracker  hergerichtet. Leider ist Ragnar noch nicht zurück; als er kurz darauf eintrifft, meldet er lediglich, daß er gleich wieder weg muss. Er war mit dem Hund spazieren und der ist ausgebüxt - Schafe jagen. Nun muss er ihn suchen. Also fangen halt wir beiden Frauen schon mal an mit Wein und Käse. Ragnar kommt kurz darauf doch mit Hund zurück. Es wird ein gemütlicher und interessanter Abend. Und ich habe mich trotz Weinlaune auf dem Heimweg nicht verirrt und bin auch nicht von der Terrasse gestürzt. Aus dem Fjord steigt leichter Nebel auf und hängt auf halber Höhe zu den Berggipfeln. Gute Nacht....

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