Bevor ich zur Baustelle fahre, statte ich dem Elektriker Per Pedersen einen Besuch ab. Der ist so seltsam ruhig. Nach kurzem Zögern erkennt er mich wieder - ich spreche ich auf seinen Urlaub an. Da taut er so langsam auf. Meine Mail hat er vermutlich noch gar nicht gelesen, aber in meinem Beisein sucht er brav danach. Ich bitte ihn, die Meldung an das Kraftwerk auf die Reise zu schicken - ja, er hat alle erforderlichen Daten - und für weitere Absprachen bei mir vorbeizukommen. Ja, aber erst nach 12 Uhr. Um es vorweg zu nehmen - heute ist es wohl nicht mehr 12 Uhr geworden, auf jeden Fall war kein Elektriker zu sehen. Ich glaube, das ist einer von der Sorte, der man immer auf die Füße treten muss. Ich selbst werde so langsam auch zeitlos. Ob heute oder morgen...es geht, wie es geht. Aber vielleicht sollte ich das besser nicht schreiben, falls meine Chefin es liest.
Ganz im Gegensatz zu meinen Jungs Mait und Tauno. Die "schaffen wie die Brunnenputzer"! Selbst am frühen Abend haben sie noch Energie genug, die schweren Dachpapperollen auf die Terasse hochzuschleppen wie nix. An allen Ecken wird heute gewerkelt und am Abend ist der Status folgender: Bitumenboden in der Küche eingelegt und ausgeschäumt. 6 von 9 Fenstern eingebaut, verschraubt und ebenfalls ausgeschäumt. Die Verkleidungen müssen noch gebastelt und bemalt werden. Beide Türen eingebaut - und funktionieren sogar. Die sind "chinesischer Schrott" wie Mait sagt, schwierig einzustellen, nicht ganz passgenau. Dafür haben sie 5 Verrigelungsbolzen und einen Trick beim Zuschließen!
Traufbretter montiert, angestrichen und Dachrinne montiert. Fehlendes Stück beim Baumarkt nachgekauft. Dachpappe auf der Ostseite verlegt - Tauno hat sich dazu extra angeseilt! Zeitlich sieht es gut aus - am 19. fliegen sie anscheinend nach Hause und bis dahin haben sie noch Zeit. Sie freuen sich auch über zusätzliche Arbeit - ist ja bares Geld für sie. Ich bin echt froh, daß ich die Jungs habe. Die sind äußerst professionell, routiniert und genau.


Die Hoffnung auf ein wieder weißes T-shirt wurde vom Winde verweht. Dafür sind die weißen Flecken auf meinen mittlerweile sonnengebräunten Armen viel besser sichtbar als das Schwedenrot!
Am Nachmittag zieht es langsam zu und die ersten Tropfen fallen. Morgen und übermorgen ist Regen angesagt. Umso wichtiger war es heute, mit der Malerei und dem Dach voranzukommen. Schnell moch meine bemalten Kunstwerke unter die Terasse in Sicherheit bringen, dann mach ich gegen halb 6 Uhr Feierabend (die Jungs zufällig auch). Also eins kann ich Euch sagen: einen ganzen langen Tag auf den Füßen und fleißig zu sein ist schon eine immense Herausforderung für eine durchtrainierte Marathon-Bürostuhl-Hockerin! Einmal längs durch Amerika ist leichter (oder doch nicht?).
Von der Gürtellinie abwärts tut mir jeder Knochen und Muskel weh! Daher habe ich heute auch gar keine Lust auf kochen, irgendwelchen weiteren Aufwand treiben, ober abzuwarten, bis die Jungs fertig sind. Also muss heute der fetter Burger an der Tanke dran glauben! Und ... uuups, bin ich unterwegs nach Harstad. Schon wieder! Der Weg wird ja jedesmal kürzen, wenn man ihn kennt. Ich brauche Farb- und Lösungsmittelnachschub. Meine Frischhaltefolie (für die Pinsel) und meine Malerhandschuhe waren heute unaffindbar. Garantiert tauchen beide wieder auf, wenn die Malerei vorbei ist.
Auf dem Rückwelg lasse ich mir Zeit - der Körper erholt sich beim Autozockeln und der Kopf kann tun was er will. Ab und zu übt er sich ein wenig in der norwegischen Sprache. Bei den Geschwindigkeiten hier kann ich gelegentlich dabei sogar in's Lexikon schauen. Ich nehme die Küstenstraße und dann den Waldweg nach Tårstad - Elche schauen. Aber die schlafen anscheinend schon.
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