Freitag, 21. Juli 2017

Streich(el)tag

Mitten in der Nacht, als ich mal raus musste, habe ich meine Freunde, die Wale, wieder beobachten können. Am Morgen wecken mich klopfende Geräusche...wer macht sich denn hier zu schaffen? Ich gehe nachsehen und finde heraus, daß lauter kleine Torfknöddel auf die Terasse kullern, und das klopft so. Aber es geht gar kein Wind? Und es gibt weitere sonderbare Geräusche - aha, Elstern auf meiner Terasse. Die schmeißen vermutlich auch mit Torfbällchen um sich. Haut ab!

Heute scheint wirklich die Sonne! Der Himmel ist wolkenlos und das Meer blitzeblank. Und für die nächsten Tage soll es so bleiben, d.h. jetzt bekommen die Außenarbeiten Priorität. Aber zuerst muss ich die Sache mit dem Elektriker klären: ja, er hat jemanden (Alexander), der nächste Woche kommen kann. Ich soll ihn am Abend anrufen. Auf dem Rückweg hole ich auf Viggos Campingplatz noch frisches Wasser, jetzt bin ich mit 80 l ganz gut versorgt.

Türen streichen! Halt, stop! Da kommt ein LKW von der Post - tatsächlich zu mir! Sie bringen schon den Kühlschrank, aber der sollte doch erst nächste Woche geliefert werden? Ich hab ja noch gar keinen Strom - und keinen fertigen Fußboden. Was soll's, dann sollen sie ihn halt erstmal draußen abstellen. Oder vielleicht können sie ihn gleich auf die Terasse hochstellen? "Klar" sagt der Eine, "nein" sagt der Andere. Der will wohl noch Karriere machen? Das Hochtragen hätte ich teuer extra bestellen müssen. "Ist doch wurscht" sagt der Eine wieder. Aber der Andere gewinnt. Tja....

Ich beginne mit der Terassentür - bis die abgeklebt ist vergeht schon ziemlich viel Zeit. Das Streichen selbst macht fast nur noch die Hälfte an Zeit aus. Während ich so vor mich hin arbeite, merke ich, daß ich jetzt vielleicht doch "angekommen" bin!? (so hat mir das ein guter Freund vor Kurzem gesagt) Ich bin im Hier und Jetzt, denke nicht an morgen oder gestern, bin einfach nur da. Ein Lüftlein streicht durch meine Haare, die Sonne streichelt meine Haut und die Ruhe streichelt meine Seele.

Als die Tür fertig ist, ist es schon 14 Uhr - ich bin ziemlich müde und hungrig. Da ich noch keinen (funktionierenden) Kühlschrank habe, muss ich das Gemüse schnell vernichten, also gibt es eine große Schüssel Salat mit Käsebrot. Und eine Mittagsruhe im Campingstuhl auf der Terasse - in eine Decke eingehüllt, gegen den Wind. Der Körper ist ausgelaugt und sehnt sich nach Ruhe, der Kopf sieht die viele Arbeit und treibt an - schaun wir mal, wer hier gewinnt.

Björn hat gesagt, meine Hütte sähe aus wie eine Rorbu, d.h. wie eine dieser auf Stelzen stehenden Fischerhütten. Jeder hat eine Meinung zu meiner Hütte. Immer nur Positives (außer Kjetil, der die Farbe nicht mag). Ragnar kommt vorbei, wir wechseln ein paar Worte. Ich möchte den Strom bezahlen, den wir während der Bauerei von ihm bekommen haben, aber er winkt ab. Vielen Dank!

Jetzt bin ich schon dabei, jetzt mache ich auch die andere Tür noch! Ein leichter Wind kommt auf; eigentlich nicht schlimm. Aber er bläst den Torf vom Dach und dieser findet wunderbaren Halt an der frischen Farbe. Der Kontrast zum eigentlichen Weiß ist krass! Weiße Türen mit braunem Flaum...aber was will ich machen? Das letzte Mal beim Malen hat's geregnet, das Ergebnis war auch nicht viel besser. Als ich fertig bin, hört natürlich auch der Wind auf!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentarfunktion ist freigeschaltet - bitte als Profil Name/URL (URL muss man nicht eingeben) oder Anonym wählen.