Donnerstag, 20. Juli 2017

Wohnst Du schon oder baust Du noch?

Beides, würde ich sagen. Aber wohnen kann man das eigentlich noch nicht nennen. Eher noch bauen.

Die erste Nacht in der Hytte habe ich wunderbar und lange geschlafen - bis halb zehn! Meine Freunde aus dem Ingolstädter Posauenchor haben mir ein Schlafliedchen (von den Schafen, die draußen vorbeiuklingeln) gespielt und per Whatsapp geschickt - was moderne Technik alles möglich macht! Als die Nase kalt wird, stehe ich dann doch auf. Mangels Heizmöglichkeit bleiben Morgentoilette und Frühstück heute aus - das kann aber kein Dauerzustand sein. Aber mir wird was einfallen.

Draußen ist es kalt und feucht, also mache ich weiter mit Fußboden legen. Schließlich will ich ja auch nicht ewig auf den losen Brettern herumbalancieren und schon gar nicht nochmal einbrechen. Es geht langsam voran, es ist mühsam. Mir scheint, als ob ich viel zu wenig Dielen habe? Es gibt noch so ein paar Stellen, an denen Restholz herumliegt, dort mache ich mich auf die Suche. Tatsächlich tauchen noch 2 ganz lange Dielen auf, die ich gerade brauchen kann. Trotzdem fürchte ich, daß mir das vorhandene Holz nicht reicht. Man wird sehen... Zwischendrin sammle ich in der Müllecke weiteres Brennholz in den Schubkarren und stelle ihn unters Dach, damit das Holz trocknen kann.
Viggo hat mir gestern übrigens angeboten, wenn ich starke Männer brauche, um die Unterlegplatte unter den Ofen zu bekommen, dann darf ich auf ihn zurückkommen. Nett!

Immer wieder lohnt sich ein kleines Päuschen, 2 min im Sessel auf der Terasse. Es ist kalt und trocken. Dicke Wolken hängen im Fjord, aber über den Wolken scheint die Sonne - da bin ich ganz sicher! Das Fernglas ist hier stets griffbereit - es gibt immer was zu sehen. Und wenn es nichts zu sehen gibt, dann gibt es Meer zu sehen, Wellengeplätscher, Wolken, schneebedeckte Berge... Heute gibt es Bojen zu sehen, die gestern noch nicht da waren. Später fahren Björn und seine Tochter mit dem Boot raus und sammeln sie weider ein. Daran waren Fangleinen befestigt. Mit dem Fernglas sehe ich, wie Björn die ganze kleinen Fische, die daran hängen, wieder ins Meer wirft. Und dann - ein Heilbutt! Klasse. Die Tochter freut sich so, daß ihr schallendes Lachen über den ganzen Fjord zu hören ist!
Ein Bootssteg wird vorbeigeschleppt - den habe ich gestern im Internet "zu verschenken" gesehen. Heute zieht er schon um!

Zurück an die Arbeit! Ich möchte mit der großen Säge ein "Ersatzteil" für den Fußboden basteln. Aber ich kriege sie nicht an's Laufen. Gestern schon hat der Generator schwer gekämpft, wenn ich die Säge gestartet habe, heute packt er es gar nicht. Ich starte bestimmt ein Dutzend Versuche oder mehr - keine Chance, der Generator wird immer abgewürgt. Mist... Muss ich halt schauen, was ich ohne Säge machen kann und die großen Sägearbeiten auf später verschieben, wenn ich richtigen Strom habe. Die letzte lange Diele liegt vor mir - aber die ist echt eine Herausforderung. Die ist ja sooo krumm! Wenn sei an beiden Enden dicht schließt, klafft sie in der Mitte bestimmt mindestens 2 cm auf! Da muß ich ganz schön schwer arbeiten und tricksen. Das hier bringt auch kein Audianer auf "Null-Fuge"! Mehr Fußbboden mache ich heute nicht.
Dafür teste ich jetzt mal den Generator auf Kochtauglichkeit - ich habe meine Kochplatte herausgekramt und brutzle mir ein Mittagessen. Ja, bei der Induktionsplatte kommt er ganz schön in's Schnaufen, aber er packt's. Also gibt es jetzt wenigstens was ordentliches zu essen.

Heute ist der Müllplatz geöffnet, also sammle ich alles ein, was schon mal entsorgt werden kann und soll. Ca. 10 große Säcke mit "Bauschutt" landen im Amarok. Ab zum Müllplatz und zum Elektriker, der wohnt direkt daneben. Aber - der Elektriker ist nicht da und am Müllplatz wartet eine Autoschlange, die geht bestimmt bis zum Sportplatz den Berg hinauf. Darauf habe ich jetzt keine Lust! Es gibt noch genügend andere Dinge zu tun - ein paar übrig gebliebene Fundamentsteine einsammeln, das Klozelt abbauen, die Dachrinne vom Torf befreien. Und eigentlich wollte ich ja anfangen, die Türen zu streichen. Mach ich morgen...

Um 18 Uhr versuche ich es erneut am Müllplatz - die Schlange ist immer noch da, nur nicht mehr ganz so lange. Macht nix, jetzt warte ich. Ein ganzes Auto voller Müll - hauptsächlich Plastik - werde ich los! Dann muss es wohl auf meinem Grundstück jetzt schon viel ordentlicher aussehen?
Zur Feier des Tages gönne ich mir einen Milkshake an der Tanke, also mit anderen Worten ein Eis. Mmmh! Für heute habe ich Feierabend beschlossen. Ich versuche mich wieder am Ofen; während hinter mir das Feuerchen knistert, sitze ich im gemütlichsten Campingstuhl vor der Terassentür und schaue über den Fjord. Ein bischen Wind streift durch die Bäume, die tiefstehende Sonne wirft ein sonderbares Licht auf die Ortschaften am anderen Ufer und graue Wolken spielen um die schneebedeckten Berggipfel gegenüber.

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